Messe.TV Moderator Klas Bömecke im Gespräch mit Herrn Dr. Markus Söder, bayerischer Staatsminister der Finanzen auf der Spielwarenmesse 2016 in Nürnberg.
Klas Bömecke: Herr Dr. Söder – die Eröffnung der Spielwarenmesse in ihrer Heimatstadt ist wahrscheinlich einer der schönsten Termine in ihrem Jahreskalender – oder? Dr. Markus Söder: Auf jeden Fall ein fester Termin. Ich muss zugeben als Kind war ich bei der Spielwarenmesse immer ärgerlich. Klas Bömecke: Warum? Dr. Markus Söder: Weil ich eigentlich immer den Traum hatte, mal tausende von Spielwaren zu testen, aber man darf ja nicht rein – weil es keine Besuchermesse ist. Insofern war es für mich immer etwas geheimnisvolles, etwas fast schon mystisches. Umso mehr freue ich mich, dass ich Sie jetzt sogar eröffnen darf. Klas Bömecke: Wo Sie das gerade sagen – das ist ja eine große Nummer. Sie sind ja auch nicht irgendwer, aber ist das nicht eigentlich Aufgabe des Ministerpräsidenten die Spielwarenmesse zu eröffnen? Dr. Markus Söder: Der hat heute Abend einen anderen Termin und ich freue mich ja, wenn ich das hier in Nürnberg machen kann. Da muss ich dazusagen, der Finanzminister ist ja der Minister, der auch für die Infrastruktur zuständig ist. Weil wir die gesamten staatlichen Beteiligungen von Bank, Flughäfen, Messen verwalten. Ich bin ja auch lange Jahre Aufsichtsratsvorsitzender der Messe gewesen. Die Messe Nürnberg und die Spielwarenmesse sind eng miteinander verbunden. Das ist unsere schönste, tollste und größte Messe. Klas Bömecke: Ist das auch finanziell eine schöne Sache für den Staat, so eine große Messe hierzuhaben? Dr. Markus Söder: Messen sind per se immer eine Herausforderung, weil Sie zunächst einmal nicht rein gewinnorientiert sind. Die Spielwarenmesse funktioniert aber super. Die Messe Nürnberg funktioniert gut. Da ist was los in der Stadt. Viele Firmen sind da, tausende von Gäste und es wird viel Geld in der Stadt gelassen und in Bayern – das ist natürlich gut. Klas Bömecke: Und es ist am richtigen Ort, weil Nürnberg natürlich eine lange Spieletradition hat. Dr. Markus Söder: Es stimmt wir sind die Hochburg des Spiels gewesen, wir hatten auch schwierige Zeiten in unserer Vergangenheit, aber wir waren auch schon immer traditionell seit dem Mittelalter eine Hochburg des Handwerks und des Spielens. Wie man heute sieht, hat sich das natürlich sehr geändert. Heute ist unglaublich viel High Tech drin, unglaublich viel Kreativität. Klas Bömecke: Wenn Sie in das Spielzimmer ihrer Kinder schauen oder mitbekommen mit was Jugendliche heute spielen – wie sehr hat sich das zu früher verändert? Können Sie da noch Begeisterung entwickeln oder sagen Sie, das ist jetzt doch eine andere Spielewelt? Dr. Markus Söder: Manches hat sich schon deutlich verändert. Natürlich ist heute auch viel mehr High-Tech drin, alle möglichen digitalen Spielformen sind da. Die Kinder sind heute so viel stärker, die beraten ja fast schon ihre Eltern bei jeder Form der digitalen Nutzung. Es gibt aber auch Dinge die gleich geblieben sind. Von Spielen wie Monopoly die es immer noch gibt in unterschiedlichen Variationen. Lego gehört dazu, gerade an Weihnachten ist das immer eine große Herausforderung mit meinen Jungs. Also dieses Jahr hat der Kleine vom Christkind einen der Türme bekommen, von Herr der Ringe. Einen großen Turm, der von Isengard. Und das mitzubauen ist natürlich sensationell. Und eine große Verpflichtung natürlich (lächelt). Klas Bömecke: Aber Lego geht jetzt auch zunehmend ins Internet, mit der neuen Themenwelt, die Sie dieses Jahr auf den Markt bringen. Das ist sehr stark mit Apps verknüpft und eigentlich etwas weniger das analoge Spielen. Dr. Markus Söder: Ja. Wobei das bleibt dann schon. Ich meine das ist immer so – manche spielen gern mit iPods und dergleichen, aber dann wollen Sie auch mal ein Schwert in die Hand nehmen, mit einem Ball spielen oder ähnliches. Ich glaube die Kombination macht den Charme. Klas Bömecke: Ganz kurz mal das Thema Internet. Dafür sind Sie ja auch zuständig in Bayern. Internetausbau ist ja so ein Thema, was auch ein bisschen leidig ist. Müssen sich die Kinder in der Nähe von der tschechischen Grenze darauf gefasst machen, in den nächsten Jahren nicht mit Apps spielen zu können? Dr. Markus Söder: Das genaue Gegenteil ist der Fall. Kinder in anderen Teilen von Deutschland werden ausschließlich mit Holzschwertern spielen können – in Bayern ist das anders, wir bauen für 1,5 Mrd. Euro genau diesen Bereich aus. Fast 90% aller Gemeinden sind im offiziellen Programm. Das heißt wir haben bis 2018 in jeder Gemeinde schnelles Internet. Also das läuft eher gut. Aber das soll kein Freibrief sein, den ganzen Tag nur vor dem PC zu sitzen. Klas Bömecke: Das auf keinen Fall. Ganz kurz noch einen Blick auf die Industrie selbst. Es gibt ja auch zahlreiche Spielehersteller in Bayern. Sie haben mal gesagt, die bayerischen Spielzeughersteller seien eine Vorzeigebranche. Wie haben Sie das gemeint? Dr. Markus Söder: Auf der Spielwarenmesse als Plattform weltweit, sind auch unsere Aussteller sehr stark vertreten. Man muss dazu sagen, es ist eine spannende Industrie. Eine Wichtige. Die wird es auch immer geben, weil es immer Kinder gibt und weil auch immer Spielen mit dabei ist. Da sind unsere Aussteller traditionell vorne mit dabei. Und auch in Wettbewerben mit neuen Produkten, immer vorne dran. Insofern sind wir froh und stolz drauf – die Region lebt auch davon. Ich glaube auch, dass sich eine Spielwarenmesse in Nürnberg und Bayern nur halten kann, wenn es auch in Bayern gute Hersteller gibt – ansonsten interessiert es keinen. Insofern ist das sehr symbiotisch. Außerdem zahlen alle viele Steuern, da bin ich als Finanzminister dankbar. Klas Bömecke: Das denke ich mir. Letzte Frage: Was spielen Sie am liebsten? Dr. Markus Söder: Ah ich hab so wenig Zeit zu spielen, wenn ich ehrlich bin. Das ist ganz selten der Fall. Wenn dann spiele ich mit meinen Kindern und da gibt es zwei Arten von Spielen: Entweder ich spiele Wii, da muss ich dann Wii spielen – wobei ich da zum Beispiel bei den Wii Spielen Herr der Ringe oder Star Wars mit meinen Kindern „voll abloose“. Der Kleine zockt mich da echt ab. Nur sozuagen der Respekt zu seinem Vater lässt den Abstand vernünftig halten (lächelt). Und ansonsten spiele ich gern sowas wie Fußball oder Ball werfen – das spiele ich am liebsten. Klas Bömecke: Aber Politik ist ja manchmal auch ein bisschen ein Spiel. Dr. Markus Söder: Ja, aber ein ernstes. Klas Bömecke: Ja, ein Strategiespiel.